Direkt zum Seiteninhalt

Bülkauer Baum am Hadelner Kanal - Bülkauer Baum

Menü überspringen
Trinkwasser mit u. ohne Prozente
Menü überspringen
Trinkwasser mit u. ohne Prozente
Zum Bülkauer Baum“

Ein historisches Haus und ein kleiner Hafen mit ganz eigener Geschichte

Das ehemalige, 1854 erbaute Gasthaus am Hadler Kanal war einst beliebter Treffpunkt für Torfschiffer und später für Wassersportler.


       Bülkauer Baum ca. 1970

 
Alte Häuser haben ihre ganz eigene Geschichte. So auch das 1854 erbaute, ehemalige Gasthaus „Zum Bülkauer Baum“ am Hadelner Kanal. Es liegt beim Kanalkilometer 10,5 vom Fahrwasser der Elbe aus gemessen und gehört zur Gemeinde Osterbruch.

Ulrich Kybart und seine Ehefrau Irmgard, geborene Jungclaus, die jetzigen Besitzer dieses idyllischen Anwesens, können stundenlang davon erzählen, was sie selbst oder die Groß- und Urgroßeltern hier am Kanal erlebten.  

1870 kaufte August Jungclaus, der Urgroßvater von Irmgard Kybart, das Haus, das schon als Gastwirtschaft konzipiert war. Es hatte einen großen Tanzsaal über der Wohnung. Vor allem aber lebte die Familie von der Landwirtschaft. Der Großvater Wilhelm Jungclaus betrieb zusätzlich noch eine Kohlenhandlung. Zeitweilig lebten vier Generationen unter einem Dach. „Ja, hier war früher immer etwas los“, so erzählen Kybarts.


Torf verladen am Bülkauer Baum


Früher kamen die vielen Torfkähne mit ihren braunen Segeln. Dieses wichtige Brennmaterial Torf wurde bis nach Otterndorf geliefert. Wenn die schweren Torfewer beim „Bülkauer Baum“ ankamen, standen dort schon die Ackerwagen bereit, um den Torf weiter zu transportieren. Die Haupttorfschifffahrtszeit war von 1860 bis 1914, ging dann noch vermindert weiter, bis sie 1935 ganz eingestellt wurde.

Die Torfschiffer freuten sich immer auf eine Rast beim „Bülkauer Baum“. Gemeinsam mit den Ziegeleiarbeitern von der gegenüberliegenden Ziegelei und mit den Dorfbewohnern, saßen sie in der Gaststube und spannen „Seemannsgarn“.
Bülkauer Baum zur Jahrhundertwende
Bülkauer Baum zur Jahrhundertwende
 
Auch Bewohner der Landmark, die oft nur ein bis zwei Kühe hatten, schipperten ihre Milchkannen auf schmalen Holzkähnen (Flöten) bis zur Kanalbrücke. Von dort aus wurden sie von einem Milchfuhrwerk abgeholt und zur Molkerei gefahren.  

Das Gästebuch ist ein kostbares Erinnerungsstück

Wie lebendig und fröhlich es beim Bülkauer Baum zuging, das ist sehr anschaulich nachzulesen in dem Gästebuch, das als ein Erinnerungsstück aufgehoben wird.

Bülkauer Baum 1949
Bülkauer Baum 1949
 
 
Die ersten Ferien, die man sich nach der Währungsreform 1948 gönnte, wahren schlicht und einfach, aber mit einem hohen Erlebniswert. So kamen zum Beispiel Paddler aus Bremerhaven und Bederkesa mit ihren Booten auf dem Kanal angeschippert, machten in dem kleinen Hafen fest und stellten bei Familie Jungclaus ihre Zelte auf.


Genuss pur auf dem Hadelner Kanal

 
Viele dieser Gäste halfen sogar bei der Heuernte mit und freuten sich abends auf ein kräftiges Mahl und auf ein fröhliches Miteinander in der Gaststube. Eier, Milch Butter und Obst konnten die Zelter frisch vom Hof beziehen. Es war alles wie in einer großen Familie.  

So etwas spricht sich schnell herum, und so wuchs die Zahl der Paddler von Jahr zu Jahr. Ein Bremerhavener Motorsportverein zum Beispiel fand die Atmosphäre dort so schön, dass er nicht nur im Sommer kam, sondern sich auch im Winter mit dem Bus aufmachte, um bei Familie Jungclaus das Kohl- und Pinkelessen zu genießen.


 
Schwimmen lernen und baden genießen

 
Jedes Mal, wenn ein Urlaubsboot wieder abfuhr, gab es ein Verabschiedungszeremoniell: Die Wirtin „Mutter Magda“, stand dann auf der Brücke und warf einen bunten Blumenstrauß aufs Boot, und aus dem Boot erklang flotte Musik, entweder mit der Mundharmonika oder aus dem Radio. Gerne denkt man auch noch an die Badehütte mit drei Umkleidekabinen, die dort auf dem Deich stand.  

Da das Wasser vor dem Ausbau des Kanals (1962) stellenweise sehr flach war, erhielten die Schüler hier ihren Schwimmunterricht. Auch das Schlittschuhlaufen auf dem zugefrorenen Kanal gehört zu den unvergesslichen Erlebnissen.
Bülkauer Baum Urlauber
Bülkauer Baum Urlauber
 
Nach der Verbreiterung des Kanals boomte der Schiffsverkehr. Von einem Altländer Obstbauern, der in Osterbruch einen Obsthof besaß, weiß man noch, dass er mit seinem Schiff voll beladen mit Äpfeln, direkt nach Hamburg fuhr und das Obst dort ab Schiff verkaufte. Ein anderer Händler, der die Medem befuhr und seine Äpfel aus Neuenkirchen bezog, um sie in Berlin vom Schiff aus zu verhökern, hatte seine ganz eigene Philosophie: „Jeden Appel kannst‘ verköpen, de nich so ansehnlich is, ward in roode Glasur duukt, un op’n Markt verköfft!“ (Gemeint sind die sogenannten „Liebesäpfel“).  

Die große Zeit der Kanalschifferei ist längst vorüber


       Bülkauer Baum 1970

 
Wie sich die Zeiten doch verändern: Wo noch in den 60er Jahren ein Frachtschiff nach dem anderen verkehrte, sieht man heute nur noch ein einziges, das regelmäßig den Kanal befährt. Dieses Frachtschiff befördert Zellulose von Bremerhaven nach Uetersen.  

Dafür aber werden die Sportboote immer zahlreicher, komfortabler und internationaler. Diese Sportboote sind mit allem Notwendigen ausgerüstet. Es sind kleine Ferienwohnungen auf dem Wasser, die völlig unabhängig sind. Der Kanal wurde zur „Durchfahrtsstraße“ in größere Gewässer und hat so für den Wassersport eine große Bedeutung. 1973 endete die Gastwirts-Tradition. In dieser Zeit wurde die höher gelegene, massive Brücke über den Kanal eingeweiht und die alte Holzbrücke, deren Zuwegung bis dahin über das Grundstück von Familie Jungclaus führte, abgerissen.  

An der kleinen Marina sieht man hingegen auch jetzt noch Sportboote liegen. Manchmal auch unfreiwillig nämlich dann, wenn das Wasser im Kanal zu hoch steigt und eine Durchfahrt unter der niedrigen Eisenbahnbrücke bei Osterbruch, nicht möglich ist.




 
Ein bisschen Wehmut schwingt noch mit

 
Ein bisschen Wehmut schwingt wohl mit, wenn Irmgard und Ulrich Kybart von den früheren Erlebnissen am Kanal erzählen. Aber vom Ufer aus den vorbeifahrenden Schiffen zuzuschauen, manchmal freundlich zu winken oder einen lieben Gruß zuzurufen, das erfüllt sie bis heute mit Freude.
Bülkauer Baum heute
Bülkauer Baum heute
Auch mal bei uns anlegen?
Auch mal bei uns anlegen?
Zurück zum Seiteninhalt